Beschreibung
Ein zentraler Baustein zum Gelingen der Energiewende ist die möglichst effiziente Nutzung des Stromangebots und der Stromnetze. Durch die Anpassung der Stromnachfrage an das fluktuierende Stromangebot werden das Stromnetz entlastet, Überschussstrom besser genutzt sowie der Speicherbedarf und die Spitzenlast reduziert. Dies wirkt preisdämpfend und stabilisiert das Stromnetz.
Für Stromverbraucher*innen ergeben sich dabei durch Nutzung dynamischer Stromtarife Chancen, die Stromkosten zu reduzieren, z.B. wenn sie Strom gezielt zu Tageszeiten verbrauchen, an denen der Strom besonders günstig ist. Dies ist etwa regelmäßig der Fall, wenn die allgemeine Stromnachfrage des Nachts absinkt oder bei viel Sonne und Wind die Einspeisung regenerativen Stroms ins Stromnetz deutlich ansteigt. Mit der zunehmenden Verbreitung steuerbarer Großgeräte wie Wärmepumpen und Elektroautos wird das Potenzial dazu stark wachsen.
Voraussetzung hierfür sind intelligente Messsysteme (Smart Meter) auf Seiten der Stromverbraucher*innen, die den Stromverbrauch in Echtzeit messen und eine flexible Abrechnung zu unterschiedlichen Preisen ermöglichen. Zuständig für den Einbau sind in Regel die Stromnetzbetreiber, sofern sie der grundzuständige Messstellenbetreiber sind.
Während viele europäische Länder Smart Meter längst flächendeckend eingeführt haben und in einzelnen Ländern wie z.B. Dänemark bereits 100 Prozent erreicht sind, kommt der Ausbau in Deutschland seit 2016 kaum voran.
Dies gilt insbesondere auch für den Kreis Heinsberg, wie ein Selbstversuch zeigte. Es fand sich weder ein Netzbetreiber noch ein Messstellenbetreiber, der in einem privaten Haushalt eine intelligente Messeinrichtung einbauen konnte oder wollte. Lediglich durch Wechsel zu einem Stromanbieter, der eigene Messgeräte zum Kauf anbietet, die über einen zusätzlichen Internetanschluss betrieben werden müssen, war es möglich, einen dynamischen Stromtarif zu erhalten. Dies bietet jedoch nicht die gleiche Funktionalität wie intelligente Stromzähler und ist mit erheblichem Aufwand für den Kunden verbunden.
Somit erscheinen dynamische Stromtarife im Kreisgebiet nur eingeschränkt verfügbar, was mit negativen Auswirkungen für Stromverbraucher*innen und die Energiewende verbunden ist.
Wir bitten daher um Beantwortung folgender Fragen:
- Wie ist der Stand des Smart-Meter-Rollouts bei den Netzbetreibern im Kreisgebiet? In wie vielen Haushalten bzw. Betrieben stehen bereits Smart Meter zur Verfügung?
- Welche Planungen gibt es für den weiteren Ausbau? Sind hierzu kurz- oder mittelfristig Änderungen zu erwarten?
- Welche Möglichkeiten sieht die Kreisverwaltung, den Prozess zu beschleunigen?
- Ist die perspektivische Nutzung von dynamischen Stromtarifen auch für die Kreisliegenschaften geplant, z.B. zum Laden von E-Autos?